Die Geschichte der Kreuzfahrt

Geschichte der Schiffsreisen und Kreuzfahrten
„Navigare necesse est“ – „Seefahrt tut not“ lautet die im Allgemeinen verstümmelt zitierte Version eines berühmten Ausspruchs von Pompejus im Jahr 56 vor Christus. Dabei hatte der römische Feldherr eigentlich gesagt „Navigare necesse est, vivere non necesse est“, was sich etwas salopp mit „Wenn wir schon leben, dann müssen wir auch zur See fahren“ übersetzen lässt. Das menschliche Interesse an der Schifffahrt lässt sich aufgrund archäologischer Funde bis in die Zeit der frühesten Besiedlung Australiens vor etwa 40.000 Jahren nachweisen. Die Geschichte der Schiffsreisen als Urlaubsvergnügen allerdings beginnt praktisch erst in unserer Zeit.

Atlantiküberquerungen und erste Kreuzfahrten
Seit 1840 überquerten Passagier-Dampfschiffe den Atlantik, häufig bis zum Bersten vollgestopft mit Auswanderern, die Europa verließen, um in der Neuen Welt ihr Glück zu machen. In der kalten Jahreszeit hatten die Reedereien oft große finanzielle Einbußen. Weil winterliche Witterungsbedingungen die lange Reise übers Meer viel zu gefährlich machten, lagen die riesigen Schiffe monatelang ungenutzt in den Häfen fest. Albert Ballin, der Direktor der Hapag („Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft“) kam 1891 auf die Idee, Reisen in wärmere Regionen mit den großen Passagierschiffen als luxuriöses Urlaubsvergnügen anzubieten.

Zur ersten Kreuzfahrt brach die „Auguste Victoria“ mit 241 Urlaubern an Bord von Cuxhaven über Southampton und Gibraltar gen Orient auf. Die Reise führte durch das Mittelmeer über Genua und Kairo nach Jerusalem, Damaskus und Istanbul, das damals noch Konstantinopel hieß, und zurück nach Hamburg via Athen, Neapel und Lissabon. Der Erfolg dieses Unternehmens ermutigte Ballin und bald auch die Konkurrenz dazu, die kostspieligen Luxusreisen im großen Stil anzubieten und gewaltige, schnelle Ozeanriesen für weitere und längere Fahrten zu bauen. Mit der „Prinzessin Victoria Luise“ stach 1901 das erste Kreuzfahrtschiff mit Ziel Karibik in See.

Was tun mit den Ozeanriesen?
Die Luxus-Seereisen waren lange Zeit ein elitäres, für ärmere Menschen unerschwingliches Vergnügen. Den Arbeiterkreisen in geringem Maße zugänglich gemacht wurden sie, als das nationalsozialistische Regime sie zwischen 1934 und 1939 zur Belohnung für „besondere Leistungen“ einsetzte. Eine echte Demokratisierung erfuhren Kreuzfahrten allerdings erst Mitte des 20. Jahrhunderts: Linienflugzeuge begannen die Dampfschiffe bei der Personenbeförderung über weite Strecken, wie die Überquerung des Atlantiks, auszustechen.

Als Pauschalreisen wurden Kreuzfahrten denn bald auch für den Mittelstand bezahlbar. Immer gewaltigere Hotelschiffe lassen heute mit ihren Restaurants, Spielcasinos, Sportanlagen, Ladenzeilen und Diskotheken an schwimmende Städte denken. Mit der explosionsartigen Vermehrung von Kreuzfahrtschiffen in den letzten Jahrzehnten stieg auch die Verschmutzung von Luft und Wasser durch die Verklappung von Müll und den Ausstoß gesundheitsschädigender Stoffe. Mittlerweile unterziehen sich viele Reedereien freiwillig regelmäßigen Kontrollen durch internationale Zertifizierungsunternehmen, die besonderes emissionsarme Schiffe mit Prüfsiegeln und Auszeichnungen wie dem „Cleanship 2 AWT“-Award honorieren.

Die kleine Schwester der großen Reise
Parallel entstanden zunehmend Konzepte für weniger aufwendige, kürzere und umweltschonendere Reisen auf kleineren Kreuzschiffen, wie etwa (Tages-)Ausflüge im Mittelmeerraum von der Emilia-Romagna oder Venetien aus. Für Odysseus waren die zehn Jahre dauernden Irrfahrten durch Adria und Ägäis vor 2.500 Jahren wohl alles andere als ein Ferienspaß. Heute kann der Urlaubsaufenthalt in Norditalien ins Abenteuer einer kleineren oder größeren Mittelmeerkreuzfahrt ab Venedig auf den Spuren des homerischen Helden führen.


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